Lebenslänglich verbunden, immer wieder reizvoll: Hobbys im Lebensverlauf

Lebenslänglich verbunden, immer wieder reizvoll: Hobbys im Lebensverlauf

Jeder hat sie, jeder liebt sie: Hobbys. Die Freizeitinteressen und die Leidenschaften der Deutschen sind vielfältig. Meistens fesseln sie uns ein Leben lang. In der persönlichen Gestaltung des Tagesablaufs spielen sie eine extrem wichtige Rolle. Mit Enthusiasmus gelebte Interessen sind dauerhafter Anker und Fixpunkt, aber Hobbys können sich auch je nach Lebenssituation wandeln. Im Laufe seines Lebens durchläuft jeder gewisse Phasen, in denen er durch bestimmte Umstände in seiner Freizeitgestaltung geprägt wird. Aber selbst, wenn es mal zeitweise brachliegt: Das Interesse ist immer da.

Die Welt scheint sich immer schneller zu drehen. Am Wochenende oder beim Feierabend-Bier checken die Menschen nochmal ihre Arbeits- E-Mails, viele wollen oder müssen ständig erreichbar sein. Partnerschaften sind von kürzerer Dauer als früher, ein Arbeitsplatz von Ausbildung bis zum Ruhestand im gleichen Betrieb ist eher Ausnahme als Regelfall. Für einen ansprechenden Job zieht man in eine andere Stadt und lässt manchmal auch das komplette Umfeld hinter sich. Wissenschaftler sprechen in diesem Zusammenhang von einer Beschleunigung in der Gesellschaft, der sich der Einzelne kaum entziehen kann: „Wenn die ganze Gesellschaft beschleunigt, kann ich nicht einfach individuell langsamer laufen, sonst stolpere ich und falle auf die Nase“, sagt der Soziologe Hartmut Rosa. Für viele Menschen wird die Veränderung zur Konstante.
Aber gilt das auch für unsere Hobbys? Wechseln wir, wann immer es uns passt, unsere Freizeitbeschäftigungen? Die meisten Befragten der Studie „Was bewegt Deutschland 2013?“ beantworten diese Fragen mit einem klaren „Nein“. Haben sie sich für ein Hobby entschieden, dann bleiben sie dabei. Meistens über mehrere Jahre und Jahrzehnte hinweg. Seit 18 Jahren geben sich die Befragten im Durchschnitt bereits ihrem Hobby hin. Und über alle Altersgruppen hinweg stimmen fast zwei Drittel der Aussage zu „Wenn ich mich richtig für etwas interessiere, dann ändert sich das auch nicht so schnell.“ Ist das Feuer also erst einmal entfacht, dann erlischt die Flamme so schnell nicht. Gerade einmal fünf Prozent aller Deutschen wechseln gerne ihre Hobbys.

Spurensuche

Die Wurzeln für unsere Freizeitvorlieben liegen häufig bereits in der Kindheit und Jugend. Schon in der Grundschule wird man in den Poesie-Alben so selbstverständlich nach Hobbys gefragt wie nach dem Lieblingslied. Reiten, Tennis, Skifahren, Malen, Gitarre spielen – meist wird eine Reihe von Hobbys angegeben. Als Kind und später als Jugendlicher geht man auf Entdeckungstour, möchte Neues ausprobieren und dazulernen. Entscheidend bei der Verwirklichung ist oft das soziale Umfeld. Etwa der Vater, der seinen Sohn zum Angeln mitnimmt, oder die Freunde, mit denen man gemeinsam Sport treibt. Diese Hobbys, die das Leben bereichern und einen mit Spaß und Zufriedenheit ausfüllen, nehmen schon früh einen festen Platz im Leben ein. Montags Tenniskurs, mittwochs Gitarrenunterricht, donnerstags Reiten – die wöchentliche Routine hat sich eingestellt. Auch wenn wir ihnen in der Regel lange treu bleiben, sind unsere Hobbys aber nicht in Stein gemeißelt. Auf dem Pfad der Weiterentwicklung gibt es viele Faktoren, die unser Leben verändern können: Neue Freunde, neue Beziehung, neuer Job, neue Heimat – neue Interessen! Manchmal rücken einfach andere Dinge in den Vordergrund. Etwa der neue Wohnort in den Bergen, der zum Mountainbiken anspornt oder der neue Partner, der einem das Tauchen nahebringt. Aber so facettenreich das Leben auch sein mag, letztlich bleibt Altbewährtes tief verankert. Natürlich gibt es auch Situationen, in denen man gezwungen ist, seine Leidenschaft aufzugeben – weil z.B. der Körper bei einem physisch anspruchsvollen Hobby nicht mehr mitmacht. Vor allem bei den sportlichen Hobbys wie Klettern, Fitness oder Surfen fällt das Durchschnittsalter der Aktiven dementsprechend mit rund 30 Jahren relativ niedrig aus. Andere Gebiete werden hingegen erst später interessant. Für Reisen mit dem Kreuzfahrtschiff, auf dem Motorboot oder mit dem Wohnmobil, aber auch für Themen wie Golf oder Radreisen interessieren sich viele Befragte erst in fortgeschrittenem Alter.

Budgetprobleme

Nicht immer können wir unsere Hobbys völlig uneingeschränkt auswählen. Die Faktoren Zeit und Geld spielen bei der Freizeitgestaltung eine erhebliche Rolle. Im Studium oder in der Ausbildung hätte man vielleicht genügend Zeit, aber die Mitgliedschaft im Golfclub, der eigene Oldtimer oder die Flugstunden sind häufig finanziell nicht drin. Insgesamt bedauern 42 Prozent der Befragten den mangelnden finanziellen Spielraum für ein durchaus reizvolles, mögliches Hobby. Wenn die Karriere dann in Schwung kommt und das Geld zur Verfügung steht, fehlt hingegen häufig die Zeit. Fast die Hälfte der Deutschen hätte gerne mehr Zeit für ihre Interessen.

Diese einschränkenden Kriterien hängen eng mit der jeweiligen Lebensphase zusammen. Den Faktor Zeit als Hindernis bedauern deutlich überproportional die 30- bis 49-Jährigen. Familiengründung und das Vorankommen im Job nehmen in diesem Lebensabschnitt eine größere Portion der täglich verfügbaren Zeit in Anspruch als bei den jüngeren oder älteren Hobbyisten. Dabei bleibt die ursprüngliche Motivation, ein Hobby auszuüben, immer die gleiche: Sein Leben durch eine anregende und ausgleichende Freizeitkomponente zu vervollständigen.

18 Jahre üben die Befragten ihr Hobby im Durchschnitt aus.


Auf und Ab

Auch die Intensität, mit der wir unsere Hobbys ausleben, ist nicht konstant. Fast die Hälfte aller Befragten gibt an, dass sie sich bei ihnen in letzter Zeit verändert habe: 38 Prozent interessieren sich heute mehr für ihr Hobby, bei acht Prozent ist das Interesse hingegen rückläufig. Die Gründe für diese Schwankungen sind ganz unterschiedlicher Natur. Wenn das Interesse steigt, kommt die Motivation besonders häufig „von innen“ – 53 Prozent sagen: Das Thema reizt mich heute einfach mehr als früher. Wenn die Intensität zurückgeht, spielt hingegen zuallererst fehlende Zeit eine wichtige Rolle. Dass wir unsere Interessen in den verschiedenen Etappen unseres Lebens mal mit voller Begeisterung, mal eher mit angezogener Handbremse ausleben, ist also völlig normal.

Niemals aufgeben – immer wieder neu entdecken

Wenn der neugeborene Nachwuchs das junge Familienglück in Schach hält, kommt es Zuhause nicht immer gut an, dass sich der frischgebackene Papa eigentlich gerne einmal im Monat für ein paar Tage zu einem Segeltörn absetzen möchte. Damit der Haussegen nicht schiefhängt, legt er schweren Herzens das Hobby für eine Weile auf Eis. Ein Golfspieler, der mit Anfang 30 seine Platzreife gemacht hat und dem Virus Golf erlegen ist, muss die zeitintensiven Stunden auf dem Platz und der Range in späteren Phasen massiv kürzen, weil sein Job ihn zu sehr beansprucht. In dem Moment, in dem sein Leben wieder in ruhigeres Fahrwasser gelangt, wird die freie Zeit wieder mehr und mehr dem alten Hobby gewidmet. Da es vielen in seinem sozialen Umfeld ähnlich geht, ist es bis zur ersten gemeinsam Golfreise mit dem Partner oder mit Freunden nicht weit.
Egal aus welchem Grund ein Hobby eingeschlafen ist – irgendwann juckt es viele wieder in den Fingern. Über acht Millionen Deutsche sagen, sie hätten schon einmal ein Hobby nach längerer Zeit wieder aufgenommen.
Ein weiteres typisches „Schläferhobby“ ist das Motorrad fahren. Schon bei den Über-30-Jährigen erhöht sich der Anteil der Befragten, die sich dem Hobby nicht mehr so intensiv widmen können. Die große Mehrheit von ihnen hat einfach zu wenig Zeit. Ab etwa 50 Jahren steigt das Interesse dann wieder deutlich an. Bei einem Motorradbestand von etwa vier Millionen Fahrzeugen gibt es nach Angaben des Industrieverbandes Motorrad (IVM) in Deutschland etwa 14 Millionen Führerscheinbesitzer – hier liegt also ein enormes Potenzial für die Branche. Segeln, Golfspielen und Motorrad fahren stehen hierbei stellvertretend für eine Vielzahl an Hobbys, die für Wiedereinsteiger infrage kommen.

Mit Medienangeboten am Ball bleiben

Selbst wenn man das Hobby nicht mehr aktiv ausübt, lässt das passive Interesse in der Regel nicht nach. Fast 90 Prozent aller Personen, die ein Hobby für einen gewissen Zeitraum ruhen lassen (müssen), geben an, dass sie auch weiterhin Artikel oder Nachrichten zu ihrem Steckenpferd lesen – zumindest über bestimmte Themen. Dieses passive Interesse an Entwicklungen und Neuigkeiten in den jeweiligen Interessengebieten wird also zu einem großen Teil durch Printmedien befriedigt. Über 40 Prozent der Wiedereinsteiger sagen sogar, dass Medien einer der Hauptgründe für den aktiven Neustart ihres Hobbys sind. Mehr Nennungen können nur die Statements „Hatte einfach wieder Lust“ (68%), „soziales Umfeld“ (62%) und „mehr Zeit“ (47%) verzeichnen. Weitere Hauptgründe, einer lange vernachlässigten Leidenschaft aufs Neue nachzugehen sind der Wunsch, etwas für die eigene Gesundheit zu tun, oder aber neue Möglichkeiten am Wohnort.
Egal welche Wendungen das Leben also nimmt, die Befragten gehen mit ihren Hobbys flexibel um, verlieren sie aber nur selten völlig aus den Augen. Echte Leidenschaft besteht ein Leben lang.

Bilder zum Artikel: