Impressionen – EXPO 2020 Dubai
Kommentar Die Neugier auf die EXPO 2020 Dubai war groß. Schon bei einem ersten Besuch in Dubai vor Jahren war klar, alles andere als Weltklasse wird hier nicht zu erwarten sein. Schließlich bereiten sich die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) konsequent auf die Zeit nach dem Auslaufen des Ölbooms vor. Auch erstklassige Events und Sportveranstaltungen finden am Persischen Golf statt. Formel 1 Rennen und Spitzen-Golfturniere wie die Dubai Dessert Classic und die Road to Dubai lockten sogar manche der großen Stars wie Colin Morikawa, Weltrangliste Nr. 2 aus den USA, an.
Im Vorfeld der EXPO 2020 Dubai wurde sehr gekonnt über das Rahmenprogramm berichtet. Namhafte Künstler wie die Black Eyed Peas traten in Dubai auf dem Messegelände auf. Im Mittelpunkt standen jedoch die Pavillons der ausstellenden Länder. Dementsprechend stieg beim Besuch die Spannung. Doch um es gleich vorweg zu nehmen: Der Besuch insbesondere des USA-Pavillons enttäuschte. Der Besucher wird zuerst auf eine Rolltreppe gestellt und an diversen Themen „vorbeigefahren“. Kamala Harris, die US-Vizepräsidentin, begrüßt beim Betreten des Pavillons und die Unabhängigkeitserklärung wird auf die Leinwand projiziert. Abraham Lincoln erscheint ebenfalls unterstützend im Bild. Interessierte erfahren etwas über das erste Telefon von Graham Bell und sehen einen Prototypen des ersten iPhones von Steve Jobs. Der Besucher läuft auch an Bildern wunderschöner Naturparks vorbei, sieht noch ein unbemanntes Marsfahrzeug und eine Originalrakete von Space X – Elon Musks Unternehmen – die wohl ins All geflogen ist. Thema Nachhaltigkeit verfehlt? Bin ich zu kritisch? Also gelernt habe ich dabei nichts.
Überzeugend sind die präsentierten Innovationen Made in Germany rund um das Thema Nachhaltigkeit. So stelle ich mir eine Expo mit Weltformat vor.
Das war doch alles schon vorher bekannt. Innovation? Fehlanzeige. Eigentlich schade. Und so ging es weiter: China zeigt sich als Technologieriese. Der chinesische Präsident grüßt am Eingang via Videobotschaft. Dann werden Raumstationen sowie Mondsonden gezeigt, Roboter und der Zugleitstand eines Schnellzuges. Ein freundlicher Pandabär als Comicfigur lädt zum Erlernen der chinesischen Sprache ein. Ein lustiger Gag. Leider steht allerdings vor dem zu scannenden QR-Code ein großes Schild „Under maintenance“, das dürfte der chinesischen Delegation ein Dorn im Auge sein. Trotz allem ist mir das für eine Weltausstellung wieder zu wenig Innovation. Was soll daran neu und nachhaltig sein?
From Russia with Love
Der Russland-Pavillon ähnelt in Zügen dem der USA und dem Chinas. Das Land zeigt sich als technisch führend mit diversen Raketendarstellungen und mit einem futuristisch farbig gestalteten Pavillon. Auffallend war die Freundlichkeit des Personals. Imagepflege? Unter dem Motto „From Russia with Love“ werden im Rückblick visionäre Ideen von russischen Wissenschaftlern und Erfindern gezeigt, die die Welt verändern sollen. Bezug wird auch auf die Altmeister Ivan Pavlov (Konditionierungsexperte und Nobelpreisträger) und Peter Kropotkin (wissenschaftlicher Begründer der Idee des kommunistischen Anarchismus) genommen. Präsentiert wird ein riesengroßes menschliches Gehirn, dass sich mechanisch öffnet. Inspirierend die vielen Statements im Pavillon „Emotions are about validity and about sympathy and about ambiguity. They may separate but they may also unite.“ Und dann natürlich der wertvolle Hinweis, dass die nächste Weltausstellung als Expo 2030 in Moskau stattfindet.
Erfreulich überzeugend war für mich der Beitrag Deutschlands zur EXPO 2020 Dubai. Hier hat man sich viele innovative Gedanken gemacht, wie das Thema Nachhaltigkeit sinnvoll transportiert werden kann.
Deutschland überzeugt
Erfreulich überzeugend war für mich der Beitrag Deutschlands zur EXPO 2020 Dubai. Hier hat man sich viele, innovative Gedanken gemacht, wie das Thema Nachhaltigkeit sinnvoll transportiert werden kann. Schon der Bau ist ein Augenschmaus. Beim Bau wurde auf die graue Energie geachtet. D.h. die Energie für die Herstellung, Transport, Entsorgung von Materialien wurde minimiert und auch ein schlüssiges Konzept für die Nachnutzung entwickelt. Schließlich muss das Grundstück nur sechs Monate nach der Expo wieder im Ursprungszustand an den Veranstalter zurückgegeben werden. Überzeugend sind die präsentierten Innovationen Made in Germany rund um das Thema Nachhaltigkeit. So stelle ich mir eine Expo mit Weltformat vor. Emotionen für eine nachhaltige Zukunft erzeugen, so geht das! Und hier kommen insbesondere die Partner Energy Lab, Future City Lab und Biodiversity Lab ins Spiel. Warum auch Baden-Württemberg an dieser Veranstaltung teilnimmt, hat sich mir nicht erschlossen. 190 Staaten sind auf der Expo vertreten. Baden-Württemberg wird als Organisation gelistet, neben der Vereinigung Arabischer Staaten, der Afrikanischen Union und der UN. Interessant! In den Medien wurde mit eindrucksvollen Commercials für die EXPO 2020 geworben. Eine Stewardess steht auf dem Dach des Burj al Arab, dem höchsten Gebäude der Welt. Kein Fake. Die Dame ist eine Stuntfrau – trotzdem wirkt die Szene sehr künstlich. Um sie herum fliegt ein Emirates A380. Und es erscheint der Text, sehr passend zum Anspruch Dubais, mit dem größten Passagierflugzeug der Welt zur größten Party der Welt fliegen. Nachhaltigkeit? Meine Erwartungen waren vermutlich schlichtweg zu hoch. Und aus der Zufriedenheitsforschung wissen wir, underpromise overdeliver ist natürlich besser, als eine zu hohe Messlatte an die eigenen Erwartungen zu legen. Das kann nur eine Enttäuschung geben.
Fazit
Lohnt sich also der Besuch der Expo? Aus meiner Sicht sollten sich Interessenten zuerst via You-Tube einen Eindruck von den Pavillons verschaffen und dann nüchtern entscheiden, ob diese Reise Sinn macht. Sollten allerdings die Kriterien Sonne, angenehme Temperaturen, sehr gutes Essen, exklusives Einkaufen und Spitzenhotels ein zusätzliches Kriterium sein, fällt die persönliche Entscheidung womöglich leicht.
„Honour Day“ des Baden-Württemberg Hauses
Für das Baden-Württemberg Haus in Dubai war der 25. Januar 2022 ein besonderer Tag: Analog zum Nationentag der Länderpavillons hat das Bundesland – als einzige Region auf der Weltausstellung vertreten – die Gelegenheit erhalten, sich mit einem Honour Day zu präsentieren.
Der heutige Ehrentag Baden-Württembergs bietet uns die große Chance, unser Bundesland in den Fokus der Expo-Öffentlichkeit zu rücken. Diese wollen wir gerne nutzen, um noch mehr auf unsere einzigartige Region aufmerksam zu machen und der Welt zu zeigen, was Baden- Württemberg alles zu bieten hat“, erklärte Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, die mit einer kleinen, hochrangigen Delegation, bestehend aus Repräsentantinnen und Repräsentanten der baden-württembergischen Wirtschaft und Vertretern der Politik, nach Dubai gereist war. Prof. Dr. Wilhelm Bauer, Leiter des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO ergänzte: „Wir hoffen natürlich, dass der Honour Day noch mehr Besucherinnen und Besucher der Expo neugierig auf unser Bundesland macht. Mit unserem Auftritt hier auf der Expo in Dubai wollen wir die Bekanntheit unseres Landes mit seinen zahlreichen KMUs und Konzernen sowie seinen Bildungs- und Forschungseinrichtungen von Weltrang steigern.“
Unsere Mischung aus Tradition und Innovation, ebenso unsere zahlreichen kulturellen und kulinarischen Highlights kommen bei den Besucherinnen und Besuchern an
Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Wirtschaftsministerin Baden-Württemberg
Highlights aus Baden-Württemberg
Die offizielle Zeremonie fand am Nachmittag auf der Al Wasl Plaza im Herzen der Weltausstellung statt. Dort standen mit Künstlern des SAP-Sinfonieorchesters, der Popakademie Baden-Württemberg und einem Team rund um den Ballettchoreographen Eric Gauthier künstlerische Highlights aus Baden- Württemberg auf dem Programm. Inzwischen hat das Baden-Württemberg Haus über 275 000 Gäste empfangen. „Die Besucherzahlen können sich wirklich sehen lassen. Unsere Mischung aus Tradition und Innovation, ebenso unsere zahlreichen kulturellen und kulinarischen Highlights kommen bei den Besucherinnen und Besuchern an“, betonte Hoffmeister-Kraut angesichts des hohen Besucheraufkommens – das im Übrigen nicht nur für die Ausstellung selbst gilt: Der digitale Zwilling des Pavillons, der es Menschen auf aller Welt ermöglicht, vom heimischen Sofa aus dem Baden-Württemberg Haus einen digitalen Besuch abzustatten sowie die online angebotenen Live-Führungen werden ebenfalls gut angenommen. Hinzu kommen 57 offizielle Delegationen, unter anderen um den ehemaligen Bundesentwicklungsminister Gerhard Müller, die emiratische Staatsministerin für Ernährung und Wassersicherheit Mariam al-Mheiri sowie den bayerischen Staatssekretär Roland Weigert, mit insgesamt circa 900 Teilnehmenden. Vor Ort wurden zudem bereits 20 Business-Events von Partnern und externen Kunden organisiert, an denen insgesamt circa 1000 Teilnehmende mitwirkten.