Nach der Shanghaier Automesse droht der Frankfurter IAA ein Nischenplatz
Autoindustrie in Deutschland ist schwer gebeutelt. Zuerst kam Diesel-Gate, dann der verpasste Start ins Zeitalter der Elektroautos und jetzt muß auch noch befürchtet werden, dass den Deutschen ihr Aushängeschild – die Frankfurter Internationale Autoausstellung IAA – wegbricht.
N irgends wird diese Befürchtung größer als beim Besuch der derzeit stattfindenden Automesse Shanghai. Neue Autobauer, von denen man vor der Messe noch nie was gehört hatte, stellen auf beeindruckenden Messeständen ihre Elektroautos in Shanghai vor. Nur Elektroautos – und sonst nichts - ist die Devise der neuen Chinesen. Daneben stehen alle traditionellen Autobauer – von Audi bis Zotye, einem chinesischen Autobauer. Shanghai hat so viele Austeller wie nie. Die Messe blüht auf. Selbst Tesla, sonst nicht auf Automessen vertreten, tritt mit einem Stand in Shanghai auf. China ist einfach zu wichtig, um nicht dort zu sein. Und das gilt auch für Tech-Unternehmen wie Huawei, oder Baidu. Shanghai ist derzeit der Mittelpunkt der Autowelt – die großen Messehallen quellen über. Treiben wie in einem Ameisenhaufen. Und das obwohl das Autogeschäft derzeit in China abgekühlt ist, also alle vorsichtig mit den Marketinggeldern umgehen müssen.
Die Detroiter Autoshow kam einer Beerdigung der klassischen Automessen gleich, bei der Genfer Messe waren jede Menge „Platzhalter“ mit Cafés und irgendwelchen Reifen firmen in den überschaubaren Messehallen, um zu kaschieren, dass viele Autobauer wegblieben. Shanghai ist der blühende Kontrapunkt.
IAA muß mit Leere rechnen – IAA fehlt das Konzept
Gut 20 Autobauer haben für die IAA abgesagt. Obwohl etwa Fiat mit seinen Marken, Ford, Jaguar- Landrover und weitere sich noch nicht endgültig festgelegt haben. Es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr als 20 Absagen von Autobauern in Frankfurt bei der IAA geben. Die vielen Chinesen sind ohnehin nur zum kleinen Teil vertreten. Frankfurt spiegelt im Jahr 2019 nicht mehr das Bild der Autoindustrie. Leere in Frankfurts riesigem Messegelände ist vorprogrammiert. Shanghai ist das Gegenteil. Die Messe boomt, es stehen echte Neuheiten auf der Messe, neue Marken, die bisher niemand kannte – jede Menge an spannenden Informationen und News: zusammengefasst „der Bär tanzt in Shanghai“.
IAA-Niedergang schlecht für deutsche Autoindustrie
Mit dem Niedergang der IAA wird die deutsche Autoindustrie getroffen. Ihre internationale Bedeutung sinkt. Die Zukunft steht in Shanghai und nicht mehr in Frankfurt. Für den Verband VDA birgt das zusätzlich ein hohes wirtschaftliches Risiko, denn er finanziert sich zu großen Teilen aus den Einnahmen der IAA. Der Verband hat es nicht geschafft, ein neues überzeugendes Paket für die IAA zu präsentieren. Von daher muß er mit wirtschaftlichen Nachteilen rechnen, die auch seine Bedeutung weiter schrumpfen läßt. Beim VDA werden in Zukunft die Brötchen kleiner.
Sechs Gründe, warum bei der IAA mit einem großen Einbruch gerechnet werden muß
1. Hohe Kosten des Messeauftritts mit wenig Wirkung
2. Traditionelle Messen haben sich überlebt. Wer kein neues Konzept hat, verliert. Das war schon bei der AMI in Leipzig und anderen der Fall. Und der IAA fehlt das Konzept.
3. Digitale Emotionen sind bei den Messebesuchern wie etwa bei der CES in Las Vegas oder GamesCom in Köln gefragt und kein riesiges Messegelände, das „Leere“ ausstrahlt. Die IAA-Probleme waren schon 2017 erkennbar. Der IAA-Veranstalter hat verpasst, sich ein neues Konzept und adäquates Messegelände – etwa in Berlin, München oder Köln – zu suchen.
4. Die IAA präsentiert nach den vielen Absagen nicht mehr das Bild der Autoindustrie. Franzosen und Japaner bleiben völlig weg. Die IAA ist nach den vielen Absagen nur noch Regionalmesse.
5. Die IAA hat keine Attraktionen mehr. Es bleibt bei Autos in großen Hallen, die über ein zu großes Messegelände verstreut sind und eher langweilig aufgereiht nebeneinander stehen. Die Neuheiten sind längst vor der IAA bekannt. Es steht nur das in Frankfurt, das alle schon kennen.
6. Die Autokonjunktur in Europa wird schwerer. Die Verkäufe gehen zurück. Mit dem großen Umstieg auf das Elektroauto muß mit weiteren großen Sparrunden gerechnet werden. Damit macht es noch weniger Sinn, Marketinggelder in Frankfurt zu verbrennen.