G·E·M Award 2014 für Dr. h.c. August Oetker
Am 19. Februar 2014 – am Vorabend zum 18. G·E·M Markendialog Das digitale Zeitalter fo(ö)rdert Markenführung über alle Sinne – wurde von der G·E·M Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens e.V. in Berlin zum vierten Mal der G·E·M Award verliehen. Mit dem G·E·M Award wurden 2011 Emil Underberg, 2012 Albert Darboven und 2013 Anton Wolfgang Graf von Faber- Castell geehrt. Preisträger 2014 ist Dr. h.c. August Oetker, Vorsitzender des Beirats der Dr. August Oetker KG, Bielefeld.
Bei meinen Vorbereitungen zum vierten „G·E·M Award“ stieß ich auf dieses Zitat* aus dem Jahre 1987: „Der bekannte Nationalökonom Joseph A. Schumpeter, der schon vor 50 Jahren die Bedeutung innovativer Verfahren für das Wohl und Wehe einer Volkswirtschaft erkannte und den Innovator in den Vordergrund seiner Betrachtungen stellte, könnte ihn als fleischgewordenes Vorbild für seine Theorien gewählt haben: Dr. August Oetker, Apotheker aus Bielefeld, Unternehmer in der besten und umfassendsten Bedeutung des Wortes, Ahnherr einer heute vielfältig tätigen Unternehmensgruppe, deren Namen in deutschen Landen jeder kennt.“
Der in diesem Zitat genannte Dr. August Oetker lebte von 1862 bis 1918, promovierte 1888 an der Universität Freiburg zum Dr. phil., übernahm 1891 in Bielefeld die Aschoffsche Apotheke, baute in dieser das Laboratorium aus und kündigte die Übernahme der Apotheke in einer Annonce an: „Mein Bestreben wird es sein, einen jeden, welcher mein Offizin mit seinem Vertrauen beehrt, auf das beste zu bedienen.“
Damit war 1891 der Grundstein für die heutige Dr. August Oetker KG, die Holdinggesellschaft der Oetker- Gruppe, zu der rund 400 Unternehmen aus den Branchen Nahrungsmittel, Getränke, Schifffahrt, Finanzwesen, Hotelgewerbe und Verlagswesen mit weltweit rund 26 400 Mitarbeitern gehören, gelegt.
Und dieser Dr. August Oetker KG stand die Persönlichkeit, die am 19. Februar 2014 mit dem G·E·M Award 2014 geehrt wurde, in vierter Generation von 1981 bis 2009 als Komplementär und persönlich haftender Gesellschafter vor, wirkt ab 2010 als Vorsitzender des Beirates – der Urenkel von Dr. August Oetker:
Dieser Urenkel sagte im November 2013 auf dem „Innovations-Kongress“ in Villach in seinem Vortrag Familienunternehmen: Innovativ und nachhaltig aus Tradition! über seinen Urgroßvater: „Meist genügt eine gute Idee und der Mann ist gemacht. – Mit der erfolgreichen Umsetzung dieses zeitlosen Leitsatzes in innovative, marktfähige Produkte legte mein Urgroßvater Dr. August Oetker den Grundstein für den Erfolg unseres Unternehmens. Dieser Leistung fühlen wir uns auch heute noch verpflichtet.“
Aus der Laudatio von Josef Sanktjohanser
Als Laudator für den mit dem G·E·M Award 2014 zu ehrenden Dr. h.c. August Oetker hatte die G·E·M Herrn Josef Sanktjohanser, 25 Jahre im Top-Management der Rewe-Group, seit 2006 Präsident Handelsverband Deutschland – Der Einzelhandel (HDE), gewonnen. Josef Sanktjohanser begrüßte den Laureaten mit den Worten:
Als herausragende Unternehmerpersönlichkeit führen Sie in der vierten Generation die Dr. August Oetker KG, von 1981 bis 2009 als Komplementär und persönlich haftender Gesellschafter und seitdem als Vorsitzender des Beirates. Ihr Denken und Handeln als Markenführer steht auf drei tragenden Säulen: Kontinuität, Innnovation und Vertrauen – und darum geht es beim G·E·M Award. Sie stehen für eine Epoche, in die Internationalisierung, Größenwachstum und auch vor allem wegweisende Markenentwicklung fallen. Sie verkörpern die Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Kontinuität – die erste tragende Säule
Ihre persönliche Geschichte und die Geschichte der Dr. August Oetker KG stehen für Kontinuität schlechthin. Im Stern-Beitrag vom 17. April 2004 August Oetker – Der Pudding-Mann werden Sie zitiert: „Bei allen Schritten sieht sich August Oetker immer in der Pflicht des Familienunternehmens: Ich kann mir nicht vorstellen, etwas zu tun, das zerstört, was Generationen geschaffen haben. Wir denken in längeren Zeiträumen. Unkalkulierbare Risiken oder ein Zick-Zack-Kurs seien für diese Firma undenkbar.“
„ Ihr Handeln als Marktführer steht auf drei tragenden Säulen: Kontinuität, Innovation und Vertrauen. Und darum geht es beim G·E·M Award. “ Josef Sanktjohanser in seiner Laudatio auf Dr. h.c. August Oetker
Aus persönlichem Erleben, als Quasi-Lebensmittelhändler von Geburt an und Mitglied der großen Genossenschaftsfamilie Rewe, weiß ich um die Strahlkraft der Marke Dr. Oetker, aber vielmehr um die Seriosität, die Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit in jedweden Geschäftsbeziehungen zwischen Ihrem Haus und dem gesamten Handel.
Es besteht das vieldiskutierte Spannungsfeld zwischen Industrie und Handel: Angebotsdruck versus Nachfragemacht. Das Unternehmen Dr. Oetker leistet in unserer extrem wettbewerbsintensiven Lebensmittelbranche einen herausragenden Beitrag zur Austragung dieses immerwährenden, dem marktwirtschaftlichen Leistungsprinzip geschuldeten Konflikts.
Seit Beginn an – so weiß ich aus Überlieferung meiner Eltern- und Großelterngeneration und meiner persönlichen mehr als 40-jährigen Erfahrung –, also seit mehr als 100 Jahren, pflegt das Unternehmen Dr. Oetker einen respektvollen und fairen Umgang im tagtäglichen Geschäftsverkehr mit seinen Kunden. Dafür stehen Sie, Herr Dr. Oetker, persönlich.
Die Kultur Ihres Hauses ist beispielgebend für die ganze Branche. Und Sie, sehr geehrter Herr Dr. Oetker, verkörpern dies als erster Botschafter und erster Diener Ihres Unternehmens.
Innovation – die zweite tragende Säule
Als oberster Verantwortlicher in fast drei Dekaden, in den Jahren 1981 bis 2009, haben Sie sich erfolgreich als Innovator bei der Entwicklung neuer Produkte und der Erschließung neuer Geschäftsfelder für die Marke Dr. Oetker erwiesen.
Beide sollen das Fundament des Erfolgs für die nächste Generation bereiten. Diesem Anliegen dienten auch Ihre Initiativen zur Konzentration auf die Kernkompetenzen und die Internationalisierung der Oetker- Gruppe.
Gleichzeitig haben Sie im Sinne einer wertorientierten Unternehmensführung die ökonomische Entwicklung stets im Einklang mit ökologischen Notwendigkeiten und sozialen Bedürfnissen gesehen. Der Umweltschutz wird ein festes Element der Unternehmensführung. Bereits bei der Entwicklung von Produkten werden Maßnahmen erarbeitet, um Umweltbelastungen so gering wie möglich zu halten. 1995 werden Sie zum „Öko-Manager des Jahres“ gewählt.
Ferner widmet man sich im Haus Dr. Oetker mit besonderer Sorgfalt Themen im Personalbereich, um Beschäftigung dauerhaft zu sichern und Mitarbeiter möglichst langfristig zu binden. Beides ist ebenfalls Ausdruck innovativen Denkens und Handelns.
Vertrauen – die dritte tragende Säule
Das Wort „Vertrauen“ ist mit dem Namen „August Oetker“ engstens verbunden.
1891 schreibt Ihr Urgroßvater in seiner Annonce: „Mein Bestreben wird es sein, einen jeden, welcher mein Offizin mit seinem Vertrauen beehrt, auf das beste zu bedienen.“ Über hundert Jahre später, anlässlich „100 Jahre Markenverband“ im Jahre 2003, formulieren Sie: „Marke heißt Vertrauen.“ Und fügen in einer TVTalkshow erklärend hinzu: „Versprich nichts, was du nicht halten kannst.“
Und auch dies gehört zum Thema „Vertrauen in die Marke Dr. Oetker“: In einem Interview mit der Zeit vom 16. Oktober 2013 äußert sich Dr. h.c. August Oetker erstmals zur Nazi-Vergangenheit des Konzerns unter der Leitung seines Vaters Rudolf-August Oetker: „Mein Vater war ein Nationalsozialist.“ Die Familie Oetker hatte die Vergangenheit des Unternehmens Dr. Oetker und der Gesellschafterfamilie in der Zeit des Nationalsozialismus wissenschaftlich untersuchen lassen. Im Oktober 2013 erschien das Buch Dr. Oetker und der Nationalsozialismus – Geschichte eines Familienunternehmens 1933-1945.
Mit dem altmodisch anmutenden Begriff „Bekennermut“ haben Sie einen unschätzbaren gesellschaftlichen Beitrag geleistet. Vor allem haben Sie in Ihrer Eigenschaft als eine der bekanntesten Persönlichkeiten dem Unternehmertum in Deutschland ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit verliehen. Allein dafür gebührt Ihnen unser aller ausdrücklicher Dank.
Sie, lieber Herr Dr. Oetker, unser heutiger Laureat, leben Vertrauen und Glaubwürdigkeit vor. Ihr Credo „Vertrauen in die Marke Dr. Oetker“ hat dazu geführt, dass 97 Prozent der Verbraucher Ihr Unternehmen und Ihre Marken kennen. Ihr ganz persönlicher Beitrag zu mehr als 100 Jahren herausragende Markenführung ist außergewöhnlich. Die Begründung der Jury ist in einer Urkunde verbrieft. Diese übergeben Josef Sanktjohanser als Laudator und Friedrich Neukirch, Präsident G·E·M, zusammen mit Goethes „Stein des guten Glücks“. Der „Stein des guten Glücks“ ist eine Kugel auf einem Kubus. Der Kubus oder Würfel symbolisiert das Statische, Gefestigte und Ruhende, Beständigkeit und Gelassenheit. Die darüber liegende Kugel drückt Bewegung, Kreativität und Dynamik aus. Die Kugel ruht auf dem Kubus. Das Ganze stellt eine gelungene Verbindung dieser beiden Elemente dar: Das Rollende auf dem Festen, das Wandelbare über dem Unabänderlichen.
Ist das nicht auch Sinnbild der Dr. Oetker-Philosophie? Die Kugel Innovation auf dem Kubus Kontinuität und Vertrauen.
Am 17. März 1944 in Bielefeld geboren, nach dem Abitur Ausbildung zum Reederei-Kaufmann, Studium der Betriebswirtschaftslehre in Münster und Hamburg, Abschluss als Diplom-Kaufmann, seit 1972 für die Oetker-Gruppe tätig. Am 11. Oktober 2000 Ehrendoktorwürde von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Universität Witten/Herdecke. 1985 Berufung in den Vorstand des Markenverbandes, von 1993 bis 2007 Präsidiumsmitglied und 1. stellv. Vorsitzender.
Die Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens verleiht den G·E·M Award 2014 an Dr. h.c. August Oetker in Würdigung
- seiner Verdienste bei der Führung der Marken der Oetker-Gruppe durch die Gegenwart und in die Zukunft
- seiner Überzeugung, dass nur langfristiges Denken zum Erfolg führen kann und die Strategie für die Zukunft nur eine Markenstrategie sein kann
- seines ständigen Einsatzes dafür, die Marken der Oetker-Gruppe zu Persönlichkeiten heranreifen zu lassen
- seines immerwährenden Bestrebens, innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die das Fundament des Erfolgs für die nächste Generation bereiten
- seines Mutes, immer neue Geschäftsfelder für die Marke Dr. Oetker zu erschließen und gleichzeitig das Produktangebot auf Kernkompetenzen zu konzentrieren
- seiner Initiativen, die Internationalisierung der Oetker-Gruppe erfolgreich voranzutreiben
- seines großen Anliegens, im Sinne einer werteorientierten Unternehmensführung die ökonomische Entwicklung stets im Einklang mit ökologischen Notwendigkeiten und sozialen Bedürfnissen zu sehen.