Punktlandung nach Turbulenzen
acáo - Man reicht sie beim Ball des Sports in Wiesbaden und auf der Berliner Fashion Week. In der Studiokette Fitness First sind sie ebenso beliebt wie bei Eurowings. Bei Google, Microsoft und BASF kommen Kunden und Mitarbeiter gleichermaßen in ihren Genuss. Man findet sie auch in Österreich, der Schweiz, Holland, UK und sogar in der Ukraine. Die Rede ist von den kleinen Dosen mit dem Vogel – acáo. Der vegane Wachmacher mit Bio-Siegel und herb-fruchtiger Geschmacksnote besteht ausschließlich aus natürlichen Inhaltsstoffen. Damit hebt er sich angenehm ab von den klebrigen, zuckrigen Energy Drinks mit Gummibärchengeschmack. Das allein erklärt aber noch nicht den enormen Erfolg des Getränks, das einst im „Hobbykeller“ dreier Studenten seinen Anfang nahm.
G egründet wird das Start-up 2013 von Florens Knorr, Christopher Reimann und Michael Noven – drei Wiesbadener Uni-Freunde, die sich im Studium die Nächte um die Ohren schlagen. Um wach zu bleiben, greifen sie zu übersüßten Energy Drinks oder Kaffee. „Wieso gibt es eigentlich nichts, das wach macht und gut schmeckt?“, fragen sich die drei eines Nachts. Die Idee für einen gesunden Wachmacher ist geboren. Die Studenten besorgen sich diverse Säfte aus dem Supermarkt und mixen sie wochenlang in mehr oder weniger überlegten Kombinationen zusammen. Doch irgendwann ist ein ganz besonderer Geschmack gefunden, der alle drei auf Anhieb begeistert: Quitte mit Sanddorn und Zitrone.
In einem Jahr zur Marktreife
Mithilfe von professionellen Unternehmen aus der Lebensmittelbranche wird die Rezeptur zur Markttauglichkeit gebracht. Das Konzept sieht von Beginn an einen gesunden Wachmacher vor, also muss eine gute Energiequelle gefunden werden. Guaraná- Beeren zeigen sich als perfekt geeignet, da sie einen ähnlichen Koffeingehalt aufweisen wie Kaffeebohnen, aber wesentlich verträglicher sind. Der Körper nimmt das Koffein der Guaraná-Beeren nachhaltiger auf und kann somit die wachmachende Wirkung länger nutzen. Chemische Stoffe und Zutaten werden von Anfang an ausgeschlossen. Neben dem natürlichen Koffein aus Guaraná enthält acáo nur eine minimale Menge Zucker aus Fruchtsäften – alles konsequent in 100% Bio- Qualität. Das Ergebnis nach einjähriger Entwicklung: Ein süffiges, erfrischendes Getränk mit einem einzigartigen Geschmack und einem angenehm wachmachenden Effekt, Bio-Siegel inklusive.
Überzeugungstäter mit Fortune
Nach einjähriger Produktentwicklung ist es dann soweit: Unter dem Markennamen acáo sollen die weißen Dosen mit dem grünen Vogel 2014 auf dem deutschen Markt gelauncht werden. Erstes Problem: geeignete Partner. Für ein Start-up ist es immer schwierig, geeignete Partner zu finden, aber einen Abfüller zu überzeugen, ein Bio-Produkt in einer Auflage von nur 25 000 Stück abzufüllen, zeugt von enormer Überzeugungsleistung. Finanziert durch Darlehen von Freunden und Familien meistern Florens, Christopher und Michael auch diese Hürde und leiten die erste Produktion ein. Die direkte Bedruckung der Dosen ist damals leider nicht im Budget, deshalb werden die ersten Dosen allesamt händisch von den Gründern etikettiert. Doch der Aufwand lohnt sich und die ersten Kunden werden gewonnen.
„ „Wieso gibt es eigentlich nichts, das wach macht und gut schmeckt?“, fragen sich die drei eines Nachts. Die Idee für einen gesunden Wachmacher ist geboren. “
Bei der Vermarktungsstrategie legen die Gründer den Hauptfokus gezielt auf die gehobene Gastronomie, schließlich will man ein hochwertiges und exklusives Renommee der Marke aufbauen. Unter dem Slogan „Von Natur aus wach“ finden sich bald begeisterte Abnehmer der noch kleinen Produktmenge. Erster Kunde ist das Lumen von Joachim Kettner in Wiesbaden. Diesem folgen bald weitere Kunden, wie die Milchbar auf Norderney und die bekannte Sansibar. Auch die Stromburg von TVKoch Johann Lafer, bekannt für seine Kochkunst auf hohem Niveau, setzt acáo auf die Getränkeliste. Fitness First, Google und Eurowings sind ebenfalls bald wichtige Kunden für das junge Unternehmen.
Bereits ein Jahr später, 2015, wird klar, dass die drei Gründer die Arbeit nicht alleine bewältigen können und die ersten Mitarbeiter werden ins Team geholt. Mit diesem Schritt verlagert man auch den Firmensitz von Wiesbaden nach Taunusstein.
Ziel ist es, alles unter einem Dach zu vereinen: Logistik, Controlling, Marketing, Export, Innendienst und – wenn mal im Haus – der Vertrieb. Die WERO GmbH, von Beginn an hilfreiche Unterstützerin, bietet ihr geräumiges Untergeschoss an.
Gründerpreis und schmerzhafte Fehler
Das junge Team – das Durchschnittsalter ist 25 Jahre – setzt sich aus Spezialisten aus unterschiedlichsten Bereichen und Nationen zusammen. Flache Hierarchien, ein klarer Fokus auf Teamfähigkeit und konsequent gelebte Werte führen dazu, dass die ambitionierten Unternehmer 2015 mit dem hessischen Gründerpreis ausgezeichnet werden. Doch es werden auch mehrere Fehler gemacht: Das Team wächst schneller, als es die bisherige Vermarktungsstrategie verträgt. In einem schmerzhaften Prozess muss man sich 2016 aus finanziellen Gründen von Mitarbeitern trennen. Zu hohe Kosten auch in der Logistik und die Vermarktung allein über Online-Shop und Direktvertrieb fordern ihren Tribut. Die Gründer sehen sich gezwungen, ihre Strategie verändern. Kosten werden gesenkt, der Handel wird als relevanter Partner für die Vermarktung einbezogen und das Exportgeschäft wird ausgebaut. acáo ist nun auch in Ländern wie Österreich, Schweiz, Holland, UK und in der Ukraine erhältlich – weitere Märkte sind in Planung.
Schnell stellt sich heraus, dass die Folgen der neuen Vermarktungsstrategie mit den bisherigen kombinierten Software-Systemen nicht mehr zu bewältigen sind – ein mitwachsendes software- gestütztes Warenwirtschaftssystem wird erforderlich. Hierfür testen die Jungunternehmer mit viel Aufwand mehrere Systeme auf ihre Eignung und entscheiden sich schließlich für eine ERP-Software, die sowohl in der deutschen Cloud als auch auf eigenen Servern genutzt werden kann.
Social Media statt klassischer Werbung oder PR
Zum größten Marketingkanal zählt von der ersten Stunde an Social Media. Klassische Werbung erfolgt bis heute nur in kleinem Rahmen, auf aktive PRArbeit verzichten die drei ganz. Dennoch ist acáo inzwischen so bekannt, dass der Moment für eine Produkterweiterung gekommen scheint. Im April 2018 werden zwei neue Geschmacksrichtungen auf den Markt gebracht. Maracuja-Ingwer und Pink-Grapefruit finden sich heute deutschlandweit in den Regalen der dm-Märkte, die mittlerweile zum festen Kundenstamm gehören. Damit die Logistik reibungslos funktioniert, installieren die Wiesbadener eine flächendeckende Distribution und erhöhen die Markenbekanntheit nochmals deutlich. Auf Facebook und Co. wird jeder Produktlaunch aktiv begleitet. Unterstützt von Studio71 werden schließlich Influencer wie Diana zur Löwen, Funny Pilgrim oder Adrienne Koleszar die Gesichter der Marke.
Der Richtungswechsel wird belohnt und acáo avanciert 2017 auf der INTERNORGA zum Finalisten des Zukunftspreises in der Kategorie „Trendsetter“. acáo ist auf Events, wie dem Ball des Sports in Wiesbaden oder der Berliner Fashion Week, nicht wegzudenken. Passend dazu werden mit zwei professionellen Barkeepern Cocktail- Rezepte entwickelt, bei denen acáo die wichtigste Zutat ist. Egal, ob geschüttelt oder gerührt – da ist für jeden Anlass etwas dabei.
Neue Produktwelten geplant
Inzwischen haben die drei den Firmenstandort wieder ins Stadtzentrum von Wiesbaden verlegt. Hier ist man näher am Puls der Zeit und damit attraktiver für junge, kreative Köpfe. Das neue Hauptquartier ist gleichzeitig Ideenschmiede. Von hier aus wird die konstante Weiterentwicklung von acáo gesteuert. Doch die sympathische Marke mit den Vögeln auf der Dose ist nicht der letzte Streich der jungen Firma: Routiniert entstehen weitere Ideen in den Köpfen des kreativen Teams. Am vielversprechendsten ist die Marktneuheit „BIO ISO“, die auf der BioFach in Nürnberg im Februar 2019 vorgestellt wurde. BIO ISO ist das erste isotonische Erfrischungsgetränk in Bio- Qualität. Zudem wird BIO ISO in einer zu 100% aus Rezyklat gefertigten Flasche produziert. Das bedeutet, dass kein neues Plastik für die Produktion hergestellt werden muss. BIO ISO ist gut für den Menschen und gut für die Umwelt – und spiegelt so perfekt den hohen Anspruch wider, den acáo an die eigenen weiteren Produkte stellt.
acáo hat seinen Weg gefunden und macht nun große, aber bedachte Schritte nach vorne. Begleitet von erfahrenen Ratgebern aus der Lebensmittelbranche soll eine Firma erwachsen, die in vielerlei Kategorien für natürliche, gesunde und aufregendleckere Produkte steht. Der Name acáo wurde entsprechend erweitert in „acáo Food & Beverages“ – das lässt einiges erwarten. Marke, ja Marke ist acáo vielleicht bereits heute.
acáo Rubus
4 Stk. Himbeere
5 cl Tanqueray No. 10
3 cl Zitronensaft
2 cl Zuckersirup
acáo Filler
Zitronenzeste
(Optional: Minze)
Himbeeren im Shaker kräftig mit dem Muddler zerdrücken und anschließend die restlichen Zutaten (bis auf acáo) hinzugeben. Mit Eiswürfel kräftig schütteln und doppelt auf Eiswürfel ins vorgekühlte Glas abseihen. Zuletzt den Drink mit acáo aufgießen, mit einer Zitronenzeste absprühen und servieren.
Warum eigentlich acáo?
Der Leitsatz der Marke lautet seit jeher: Natürlich fliegt besser. Als logische Konsequenz wird ein Vogel zum Key-Visual des Produktes. Der Name acáo stammt vom Macao-Papagei, einem besonders cleveren Exemplar seiner Gattung. Durch Weglassen des „M“ wurde der Name zur Marke und ziert seitdem die Produkte des Wiesbadener Unternehmens.
Kill your Darlings
Der eigene Weg war häufig steinig. Grund genug für die erfolgreichen Unternehmer, anderen Entrepreneuren aus der Region den Weg zu erleichtern. Mit ihrer Zweitfirma Pando unterstützen die acáo-Gründer Start-ups, schneller die richtige Strategie zu finden, zielgerichteter die Produkte weiterzuentwickeln und zum richtigen Zeitpunkt die passenden Finanzierungspartner für sich zu gewinnen.
„Kill your Darlings“ ist dabei der wichtigste Rat an enthusiastische Jung-Gründer: „Dieser etwas martialische Spruch steht dafür, dass bei jeder Idee, die wir haben, der Markt im Mittelpunkt stehen muss. Mit acáo hatten wir Glück. Aber in viele Ideen wird viel Zeit und Geld gesteckt, nur um am Ende festzustellen, dass der Markt das Produkt gar nicht haben möchte,“ sagt Michael Noven. Aus dieser Einsicht heraus wurde „Pando Ventures“ geboren. „Wir verstehen uns als Inkubator, der Gründer und Investoren zusammenbringt, sie dabei unterstützt, Ideen zu entwickeln, zu testen und an den Markt zu bringen“, so Noven.
Der Name der Firma, die viele Start-ups unterstützen soll – stammt vom Pando-Baum. Diese Baumart verwurzelt sich mit benachbarten Bäumen unter der Erde und bildet so ein flexibles, riesiges und unglaublich widerstandsfähiges Baumgeflecht. Die Pando-Bäume in Utah sind der älteste und größte lebende Organismus der Welt. Ähnlich stark unterstützen sich die Pando-Start-ups wechselseitig.
Mittlerweile hält der Accelerator mehrere florierende Beteiligungen und wird von Enrico Jakob und Max Gollner geführt. Die innovativen Geschäftsmodelle umfassen eine Plattform für digitale Schul-Kommunikation, ein Netzwerk für Mütter und einen Robo-Advisor, der gerade an der Börse mit seinem eigenen Fonds gestartet ist.