G·E·M Award 2018 für Werner M. Bahlsen

G·E·M Award 2018 für Werner M. Bahlsen

Am 14. Februar 2018 – am Vorabend zum 22. G•E•M Markendialog „Marken-Beziehungen im Zeitalter der Technologie-Dominanz“ – wurde von der Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens (G•E•M) e.V. in Berlin zum achten Male der G•E•M Award verliehen. Geehrt wurde Werner M. Bahlsen, Bahlsen GmbH & Co. KG.

Der G·E·M Award wurde 2010 anlässlich „100 Jahre G·E·M“ geschaffen und erstmals 2011 verliehen. Die bisherigen Preisträger sind Emil Underberg (2011), Albert Darboven (2012), Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell (2013), Dr. h.c. August Oetker (2014), Prof. Götz W. Werner (2015), Herbert Hainer (2016), Alfred T. Ritter (2017) und in diesem Jahr Werner M. Bahlsen.
Der G·E·M Award ist ein Ehrenpreis für Markenund Unternehmensführer, die sich dadurch auszeichnen, dass sie als Persönlichkeiten ihre Marken zu Persönlichkeiten heranreifen lassen und damit die Entwicklung auf dem Gebiet des Markenwesens anführen und entscheidend beeinflussen, also Vordenker auf dem Gebiet des Markenwesens sind. Der Preisträger erhält eine Urkunde mit der Begründung der Jury und den „Stein des guten Glücks“. Werner M. Bahlsen, Jahrgang 1949, leitet in dritter Generation das Familien-Unternehmen Bahlsen. Er ist ein Enkel des Unternehmensgründers Hermann Bahlsen, der 1889 in Hannover eine kleine Bäckerei eröffnete, aus der einer der weltweit führenden Anbieter für Süßgebäck entstanden ist. Werner M. Bahlsen ist seit den 1970er-Jahren in leitenden Positionen für das Unternehmen tätig, seit 1999 Vorsitzender der Geschäftsführung der Bahlsen GmbH & Co. KG. Wie das Unternehmen am 24. April 2018 mitteilte, wechselt Werner M. Bahlsen aus dem Management Board in den neu geschaffenen Verwaltungsrat der Bahlsen- Gruppe, dessen Vorsitz er übernimmt.

Man sagt, Bahlsen hätte seine Mitarbeiter mitgenommen. Aber Herr Bahlsen hat viel mehr getan. Er hat die Menschen mitgenommen. Hubertus Bessau (Laudator)

Die Laudatio auf Werner M. Bahlsen hielt Hubertus Bessau. Es war die Idee des Preisträgers, einen jungen Unternehmer, einen Start-up, als Laudator für den Repräsentanten eines Traditions-Unternehmens zu gewinnen. Und er nannte auch einen Namen: Hubertus Bessau, Jahrgang 1981. Dieser hatte im April 2007 mit zwei Studienfreunden ein Unternehmen für individualisierbares Biomüsli gegründet, die mymuesli GmbH. Bahlsen und Bessau hatten sich im September 2017 auf einer Führungskräfte-Tagung von Bahlsen, wo Hubertus Bessau um einen Vortrag gebeten war, kennen und schätzen gelernt. Und von dieser Tagung, die ganz anders war, als von Hubertus Bessau erwartet, berichtete er und ließ u.a. diese Gedanken in seine Laudatio auf Werner M. Bahlsen einfließen:
„Wer es schafft abzugeben und Verantwortung zu teilen, der schafft Zusammenhalt. Und wer es schafft, von sich selbst und anderen zu akzeptieren, dass man als Mensch immer unvollkommen sein wird, der schafft Rückhalt und Vertrauen. Man sagt, Bahlsen hätte seine Mitarbeiter mitgenommen. Aber Herr Bahlsen hat viel mehr getan. Er hat die Menschen mitgenommen. Und ich glaube ganz fest, dass in dieser Zeit heute, wo wir eine so rasante technologische Entwicklung haben, wo die Zukunft ungewisser ist als jemals zuvor, wird genau derjenige gewinnen, der die Menschen mitnimmt, der auf Menschlichkeit setzt. Es geht nicht darum, die Welt zu erobern, sondern die Herzen. Und genau das hat Herr Bahlsen sein Leben lang getan. Es ist Bestandteil der DNA von Bahlsen geworden, heute von unschätzbarem Wert. Das Unternehmen Bahlsen ist dadurch so gut gerüstet wie kaum ein anderes, das ich in Situationen des Wandels kennenlernen durfte. Ich glaube, das ist das Lebenswerk von Herrn Bahlsen.“
Auf die Laudatio antwortete Werner M. Bahlsen: „Das Entscheidende ist – Herr Bessau, Sie haben das gesagt – Menschen mitzunehmen. Wir haben bei uns Werte definiert, es sind drei: Der erste Wert heißt Neugier. Neugier auf Neues, auf anderes, Ausprobieren etc. Der zweite Wert heißt Mut: Wir wollen mutig Dinge machen, die andere vielleicht nicht machen – und die auch schiefgehen können. Und wenn sie schiefgehen, dann brauchen Sie den dritten Wert, der heißt Rückhalt: Wir sagen unseren Mitarbeitern ,geht los, macht, probiert aus, verändert‘. Und wenn es schiefgeht, dann reißen wir euch nicht den Kopf ab. Bitte nicht drei-, viermal den gleichen Fehler machen, das ist auch klar. Aber wir wollen uns verändern, wir müssen uns verändern. Und die Mitarbeiter, die sind diejenigen die es verändern. Der Chef an der Spitze, der kann große Reden halten. Wenn die Mitarbeiter nicht mitgehen, dann können Sie alles vergessen.
In diesem Sinne sehe ich das Symbol dieses ,Stein des guten Glücks‘. Sie haben diesen bezogen auf Marken. Ich würde diesen Kubus mit Kugel gerne beziehen auch auf ein Unternehmen. Er zeigt die Kombination von Bewahrendem, Bestehendem, einer soliden Basis mit Bewegung, mit Rotation. Wir sind jetzt seit über 125 Jahren unterwegs, also glaube ich: Sie nehmen uns ab, dass wir ungefähr wissen, wie man Kekse backt. Wir haben lange genug geübt. Aber das alleine reicht halt heute nicht mehr. Gerade bei Familien-Unternehmen, die vielleicht in meinem Alter oder noch älter einen Patriarchen, einen Senior an der Spitze haben, zeigt dieser Kubus die Vergangenheit. Aber die Bewegung findet in der Kugel statt. Ein Unternehmen in Bewegung, in Rotation zu bringen, das ist für mich die große spannende Herausforderung.
Daher freue ich mich ganz besonders über diese Symbolik, denn sie ist genau das, was wir versuchen, in unserem Unternehmen zu machen. Und ich freue mich auch besonders, dass Hubertus Bessau die Laudatio gehalten hat, denn: Wir beschäftigen uns intensiv auch mit dieser jungen Szene von Unternehmen, die Dinge infrage stellen, die Geschäftsmodelle infrage stellen, die keinen Respekt vor 125 Jahren haben. Und dies vollkommen zu Recht, denn es ist kein Privileg, es ist kein Verdienst, ein Unternehmen zu haben, was so alt ist, denn das ist keine Garantie für Morgen.

Wir sagen unseren Mitarbeitern ,geht los, macht, probiert aus, verändert‘. Und wenn es schiefgeht, dann reißen wir euch nicht den Kopf ab. Werner M. Bahlsen (Preisträger)

Aber die Kombination zwischen jungen, inspirierenden Unternehmern mit jungen, inspirierenden Ideen, die auch die alten richtig radikal infrage stellen, und älteren Unternehmen, die vielleicht eine gewisse Gelassenheit einbringen und Erfahrung, die aber offen sind für Neues – das ist eine Formel für die Zukunft.“

„Stein des guten Glücks“ heißt das Denkmal, das Johann Wolfgang von Goethe zu Beginn des Jahres 1777 neben seinem Gartenhaus in den Ilmwiesen zu Weimar als Geburtstagsgeschenk für seine Seelenfreundin Charlotte von Stein setzen ließ. Es ist aus rötlichem Sandstein, einen Meter und 63 cm hoch. Der kubische Block (Würfel) symbolisiert das Statische, Gefestigte und Ruhende, Beständigkeit und Gelassenheit.

Die darüber liegende Kugel dagegen drückt Bewegung, Kreativität und Dynamik aus.

Da die Kugel auf dem Würfel ruht, stellt das Denkmal für Goethe eine glückliche Verbindung dieser beiden Elemente dar.

 

 

 

 

 

Würdigung von Werner M. Bahlsen

Der G•E•M Award 2018 wurde Werner M. Bahlsen verliehen in Würdigung

  • seiner erfolgreichen Führung der Bahlsen-Gruppe und ihrer Marken durch die Gegenwart in die Zukunft
  • seines Engagements für die Transformation des Traditions-Unternehmens
  • seiner Förderung von Innovationen, um die Zukunft selbst aktiv zu gestalten
  • seiner Überzeugung, dass Marken lebendig und emotional sein müssen
  • seiner fortlaufenden Initiativen, die Internationalisierung der Bahlsen-Gruppe voranzutreiben
  • seiner Bewahrung von Bahlsen als werteorientiertes Familien-Unternehmen mit sozialer Verantwortung
  • seines politischen, sozialen und kulturellen Engagements über das Unternehmen hinaus.
Autorin(nen) / Autor(en):
Bahlsen GmbH & Co. KG