Fernsehen mit Format und Klasse

Fernsehen mit Format und Klasse

In 95 Prozent aller deutschen Haushalte ist der Fernseher der zentrale Freizeit- Mittelpunkt. Der durchschnittliche TV-Konsum der Deutschen liegt bei 223 Minuten pro Tag. Dennoch verliert das klassische, lineare Fernsehen an Bedeutung. Die dynamische Entwicklung von Bandbreite und Internetangeboten führt zu zahlreichen alternativen Möglichkeiten für den Zuschauer. Masse ist vorhanden, Klasse geht jedoch zunehmend verloren. unTV, eine im Juni 2016 veröffentlichte App für IOS und Android, setzt daher auf kuratierte Dokumentationen aus den Bereichen Politik, Wissen und Kultur.

Das lineare Fernsehen hat seit Jahren mit schwachen Quoten zu kämpfen. Nun sinken auch die Netto-Reichweiten und zahlreiche Zuschauer wandern ab. Für jüngere und gebildete Zielgruppen müssen die großen Sender Reichweitenverluste im zweistelligen Prozentbereich verbuchen. Denn diese schauen signifikant weniger lineares Fernsehen. Stat tdessen rufen sie Bewegtbild-Inhalte direkt und on demand aus dem Internet ab. Das Gremium der Arbeitsgemeinschaft für Fernsehforschung (AGF) sieht aufgrund seiner aktuellen Erhebung nicht im Alter der Zuschauer einen Grund für die Abwanderung, sondern in der demografischen und gesellschaftlichen Entwicklung.

Bestandsaufnahmen

40 Jahre lang war alles gut, neue Strategien funktionierten, der Fernsehmarkt boomte. Vor 50 Jahren fiel der „Home-Entertainment-Startschuss“: Mitte der 60er-Jahre besaßen lediglich 14 Prozent der deutschen Haushalte ein Telefon und 34 Prozent ein TV-Gerät. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bestimmten den Markt. Seitdem hat die Anzahl der Fernsehgeräte deutlich zugenommen: Inzwischen besitzen 25,9 Prozent aller deutschen Haushalte zwei Geräte und viele auch mehr. Das Angebot und damit auch die Programmauswahl nahmen insbesondere in den letzten 30 Jahren linear zu. Mit der Öffnung der Fernsehlandschaft für Privatsender im Jahre 1983 erfolgte zusätzlich ein sehr entscheidender Umbruch in Bezug auf das Angebot und der verfügbaren Sender. Zugleich brachte die Digitalisierung des Fernsehens zur Jahrtausendwende eine völlig neue technische Dimension in die Welt des Fernsehmarktes.
Und wie sehen wir heute? Aktuell stehen den Zuschauern insgesamt 400 Programme im deutschen Fernsehen zur Verfügung. Sie werden von öffentlich-rechtlichen sowie privaten Rundfunkanstalten ausgestrahlt. Das Privatfernsehen setzt dabei auf zwei Standbeine: Free-TV und Pay- TV-Sender. Durch die dynamische Entwicklung von Bandbreite, mobilen Endgeräten, Apps und Streaming-Diensten entstehen kontinuierlich weitere, zahlreiche alternative Angebote. Das Resultat: Das Fernsehen wandert sukzessive ins Internet. Genutzt werden die Inhalte über Smart- TVs, Spielkonsolen, Streaming-Player, Smartphones und Tablets oder PCs – immer und überall. Bereits im Jahr 2013 gab es in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre rund 10,28 Millionen Personen, die das Internet täglich für Online-TV nutzten. Konkret bedeutet das: mehr Sparten, mehr Anbieter, mehr Angebote.

Die Inhalte und ihre Zielgruppen

Wahrscheinlich ist das Alter ein Hauptgrund für die Abwanderung der Fernsehzuschauer. Das erklärt aber nur zum Teil den dynamischen Wandel. Auch sind es technische und gesellschaftliche Veränderungen, die als weitere wichtige Parameter zur Erklärung und Deutung herangezogen werden müssen. In diesem Zusammenhang fällt immer häufiger das Schlagwort „Social TV“ – die soziale Interaktion innerhalb eines Netzwerkes im Mittelpunkt der Nutzung. Dies setzt jedoch voraus, dass der Rezipient gleichzeitig interagieren und konsumieren kann und will. Die Zahlen einer aktuellen Umfrage von Bitkom sprechen dafür: 77 Prozent der Rezipienten surfen parallel zum Fernsehen im Internet. Die Frage nach dem Warum bleibt dabei zunächst unbeantwortet bestehen: Hat sich das Programm dem Verhalten dieser Zuschauer angepasst – oder gar die Konsumenten den auf Entertainment fokussierten Inhalten?
Andere Branchen machen es bereits vor: Ähnlich den Veränderungen in der Lebensmittel- oder Bekleidungsbranche, entziehen sich Konsumenten dem leicht verfügbaren Massenangebot und suchen nach hochwertigen Inhalten, die Orientierung und Fokussierung bieten. Es sind häufig genau jene Zuschauer, die sich vom Zitat Albert Einsteins angesprochen fühlen: „Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“ Hinzu kommt die für viele Konsumenten knapp gewordene Ressource Zeit. Altersunabhängig sind viele Deutsche die stets erhältlichen Angebote aus dem Internet bereits gewohnt.
Wohin zappen nun diese Zielgruppen, um ihren Bedürfnissen nach Information nachzukommen? Meist zu amerikanischen Anbietern, die ihr Angebot nur zögerlich an den europäischen Markt anpassen. Illegale Streaming- Dienste – einer der bekanntesten wurde im Jahre 2014 rund 79 Millionen Mal besucht – bieten ebenfalls nur eine begrenzte Auswahl an Inhalten. Auf der Suche nach dem richtigen Angebot zur richtigen Zeit am richtigen Ort, ist der Konsument im zunehmenden Maße nicht mehr bereit, Kompromisse einzugehen. Er erwartet ein individuelles Angebot ohne zeitliche Einschränkung.

„Das musst du sehen!“

Seit Juni 2016 stößt der anspruchsvolle Nutzer, der mit dem Überangebot am deutschen Fernsehmarkt unzufrieden ist, auf die iOS- und Android-App unTV. unTV ist die erste App für eine gezielte und kuratierte Sammlung an nationalen und internationalen TV- und Video-Dokumentationen aus den Bereichen Politik, Wissenschaft und Kultur. Die App bietet Orientierungs- und Navigationshilfe und stellt hochwertige deutsch- und englischsprachige Beiträge aus den unterschiedlichen Wissensgebieten nationaler und internationaler Mediatheken auf allen Endgeräten bereit.
„Es ist eine App für anspruchsvolle Nutzer, die vom Überangebot an uninteressanten Unterhaltungsprogrammen gelangweilt und frustriert sind“, so die Gründer Dirk Bartels, Geschäftsführer für Produkt, und Heiko Haenler, Geschäftsführer Marketing.

Es ist eine App für anspruchsvolle Nutzer, die vom Überangebot an uninteressanten Unterhaltungsprogrammen gelangweilt und frustriert sind.

Ihre Intention ist es „informatives, inspirierendes, kluges Fernsehen anzubieten. Eines ohne Kompromisse, irgendetwas ansehen zu müssen, da es keine Alternative gibt. Und eines, das immer auf den Punkt zeigt, was den Zuschauer interessiert und inspiriert – ohne Wenn und Aber“, so Heiko Haenler. Die Plattform und App gehören zur October First GmbH, an der wiederum die ad modum GmbH Agentur für digitale Medien in Babelsberg, Potsdam, beteiligt ist. Gegründet wurde das Unternehmen im Sommer 2015 in Babelsberg, Potsdam, einem der wichtigsten Orte der Film- und Fernsehgeschichte. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts war Babelsberg bei Filmemachern und Schauspielern begehrt. Viele Leinwandstars siedelten sich unweit der nahegelegenen Ufa-Studios an. Nun wurde an diesem historischen Ort eine App entwickelt, die bereits heute über 3000 kuratierte Beiträge auf einer Plattform bietet. Infotainment für jeden Geschmack: außergewöhnliche Konzerte und Theateraufführungen, seltene Aufnahmen aus der Tiefsee oder Wüste, politische Reportagen mit Aha-Effekt aus ungewöhnlicher Perspektive.
Alle Beiträge werden durch die Online-Redaktion nach qualitativen Maßstäben ausgesucht, mit Schlagworten verlinkt und täglich mehrfach aktualisiert. Dazu werden alle Dokumentationen der angeschlossenen Mediatheken täglich gesichtet. Kommentare der Redaktion zu ausgewählten Beiträgen dienen darüber hinaus der besseren Orientierung. Das Angebot besteht ausschließlich aus Dokumentationen, die länger als 20 Minuten sind. In der Regel sind die Beiträge kosten- und werbefrei. Spielfilme oder Serien oder kurze Video-Clips, wie bei Amazon, Netflix, YouTube & Co. sind auf unTV nicht vorhanden. Der Fokus liegt auf nationalen und internationalen Dokumentarfilmen. Das erklärte Ziel ist es, bis Ende 2018 die führende Online-Destination und Synonym für kluges Fernsehen zu sein. Gleichzeitig ist unTV eine zentrale Suchplattform, Archiv und Anbieter für Dokumentationen, die on demand dem Rezipienten bereitgestellt werden. Das Angebot lässt sich unabhängig von Ort und Zeit nutzen. Die App ist für die mobile Bereitstellung via Tablets und Smartphones, für iOS und Android optimiert. Zugleich kann unTV über das Internet auf dem Laptop oder PC jederzeit aufgerufen werden. Über ein Streaming-Gerät oder -stick, wie beispielsweise Apple-TV, Amazon Fire oder Chromecast kann der Zuschauer auch direkt über das Fernsehgerät die Dokumentationen von zu Hause aus ansehen. 

Marketingprinzip

unTV lebt von der Interaktion der User. Darauf hat die October First gleich zu Beginn der Entwicklung gesetzt. Im regen Austausch mit über 200 Nutzern während der Pilotphase wurden in einer „Live-Umgebung“ direkt auf der Internetseite Verbesserungsvorschläge der Nutzer eingebaut und online kommuniziert. Um diese Test-User zu generieren, setzten die Macher der App auf Google Adwords und Facebook. Diese Vorgehensweise soll beibehalten werden. Der Claim „Das musst du sehen“ soll „als Imperativ und Handlungsanweisung für die User verstanden werden, ihren Freunden und Bekannten interessante Beiträge auf unTV über die sozialen Netzwerke schnell und direkt weiterzuempfehlen“, so der Geschäftsführer Heiko Haenler. Auf der Webseite oder App selbst wird stets die Möglichkeit eingeräumt, diesen Beitrag über Facebook oder via E-Mail direkt weiterzuleiten. Zugleich erhält der Zuschauer ausgewählte Empfehlungen seiner Freunde und Interessengemeinschaften.
„Wir haben unTV für unsere Nutzer gemacht. Sie nennen uns ihre Vorlieben und Sehgewohnheiten, aber auch Hinweise, was gewünscht wird und was weniger. Dafür steht die App kostenlos zur Verfügung“, so die beiden Gründer Bartels und Haenler. Gemeinsam können so Standpunkte diskutiert und Dialoge entwickelt werden.

Zukunft des Fernsehens

Wenn selbst ehemalige Quotenhits wie Deutschland sucht den Superstar nicht mehr die Fünf-Millionen-Zuschauer- Marke erreichen, muss sich der TV-Markt verändern. Die Zuschauer haben andere Ansprüche und erwarten mehr individuelle Programme. Zugleich entwickeln sie ein mediales Multi-Tasking. Parallel hierzu verändert sich der TV-Markt und passt sich langfristig der Gesellschaft an. Zukünftig verlieren Sender an Bedeutung, Apps werden wichtiger. Die Technik wird auch langfristig die Geschwindigkeit des Wandels innerhalb der Gesellschaft bestimmen.

Wir wollen Menschen ansprechen, die an Hintergründen interessiert sind, die sich nicht nur berieseln und unterhalten lassen wollen. Menschen wie du und ich, die einfach klüger fernsehen wollen! Dirk Bartels (links), CEO/Geschäftsführer für Produkt unTV

Die neuen internetfähigen Fernseher werden ohnehin eine privilegierte Rolle übernehmen und breitflächig in die Wohnzimmer der deutschen Haushalte einziehen. Über eine Benutzeroberfläche mit Apps, wie beim Smartphone, kann man dann sein eigenes Fernsehprogramm bestimmen. Apps können zum Live-Programm eines Senders führen, aber auch zu Online- Plattformen wie unTV. Die Zukunft gehört den TV-Apps, sie definieren zunehmend die Fernsehinhalte, ob linear oder on demand. Spätestens jetzt muss das lineare Fernsehen die Wünsche der Konsumenten erkennen und zeitgleich umsetzen.

Jederzeit gutes, anspruchsvolles Fernsehen schauen

Wie ist die Idee zu unTV entstanden?
Bereits seit Jahren ärgerte mich das Kabelfernsehen total: Schlechtes Programm, zu viel Werbung und wenn man beim Durchzappen mal etwas Interessantes findet, hat es bereits angefangen. Persönlich nutze ich schon seit vielen Jahren die On-demand-Dienste von iTunes für Spielfilme und Apple-TV. Und mit dem iPad, Air Play und Apple-TV kann man ja auch einfach ein Video von einer Website auf seinem Fernseher abspielen. Und dann bin ich mehr und mehr auf Mediatheken aufmerksam geworden, die es frei im Internet gibt. Daraus ist dann die Idee von unTV entstanden. Jederzeit gutes, anspruchsvolles Fernsehen schauen, ob zu Hause, unterwegs oder auf der grünen Wiese.

Wie kommen die Dokumentarfilme auf Ihre Plattform und wie wählen Sie diese aus?
Das ist eine intelligente Kombination aus verschiedenen Technologien und redaktioneller Arbeit. Jede Mediathek listet Hunderte, wenn nicht Tausende von Beiträgen. Das Angebot ist mehr als unübersichtlich. unTV analysiert jeden Tag die neuesten Beiträge aller angeschlossenen Mediatheken. In der ersten Runde finden wir ungefähr fünfhundert neue Beiträge aus den verschiedenen Mediatheken pro Woche. Die automatischen Filter sieben dann nach verschiedenen Kriterien wie Sparten oder Beitragslängen aus. So reduziert sich die Anzahl auf circa 50 bis 80 Beiträge. Davon filtert die Redaktion weitere 30 bis 40 per Sichtung aus. Anschließend bleiben 30 bis 35 neue Beiträge pro Woche. Davon stellen wir die spannendsten Beiträge vor, und diese findet der Nutzer in den zugeordneten Kategorien. Das sind in der Regel fünf bis sechs Sendungen pro Woche. Die anderen 30 Beiträge, welche wir als hochwertig einstufen, können die Nutzer mithilfe der Suchfunktion entdecken.

Gibt es bestimmte Kriterien, nach denen die Filme ausgesucht werden?
In der Regel sind es alles Beiträge aus dem „Non Fiction“-Bereich. Also definitiv keine Spielfilme, TV-Serien, Reality- oder Entertainment-Shows. Sie sollten eine Mindestlänge von zwanzig Minuten haben sowie unseren Ansprüchen hinsichtlich Produktionsqualität und Informationsgehalt genügen. Mit dieser Auswahl scheitern mindestens 90 Prozent an unserem Qualitätsanspruch.

Aus welchen Ländern kommen die angebotenen Dokumentarfilme, beziehungsweise welche Mediatheken werden durchleuchtet?
Zurzeit sind das Deutschland, Österreich (3Sat), Frankreich (Arte), USA (PBS, NPR) sowie ein paar Special-interest-Mediatheken.

Gibt es alternative Wiederholungstäter? Also beliebte Dokumentarfilme, die immer dann eingestellt werden, wenn es nichts wirklich Neues gibt?
Nein. Wenn es nichts Neues gibt, das unserem Anspruch entspricht, dann gibt es halt nichts. Wobei der Pool an neuem Material fast täglich wächst. Unser Ziel ist es, zunächst zweimal in der Woche Neues zu posten.

Für wen ist diese Plattform gedacht?
Für jedermann, jeden Alters und jeder Interessenlage. Wir sehen uns als hochwertige Erweiterung zu den „on Demand“-Anbietern für Spielfilme und Serien, beispielsweise Netflix, iTunes, Amazon Prime. Dabei wollen wir Menschen ansprechen, die an Hintergründen interessiert sind, die sich nicht nur berieseln und unterhalten lassen wollen. Menschen wie du und ich, die einfach klüger fernsehen wollen!

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Autorin(nen) / Autor(en):
PR und Online-Marketer
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